Fantasie-Maschine
Im September 2004 steht auf dem Schlossplatz in Stuttgart ein Gerät, dessen Funktion auf den ersten Blick nicht zu deuten ist. Man erkennt eine ungewöhnliche Ansammlung von Trichtern, Eimern, Bällen in allen Größen und verschiedenen Elektrogeräten, eingebaut in eine Art Stahlregal, 16 m lang und 2 Meter hoch. Der zweite Blick erschließt ein fein abgestimmtes System von Beziehungen und Zusammenhängen. Man ahnt schon, was passiert, wenn die Gießkanne kippt, einen Eimer füllt, der eine bedrohlich aufgespannte Schere schließt, die eine Schnur schneidet, worauf ein Gewicht fällt, das einen Akkuschrauber einschaltet …
Und dann geht der ganze Zauber los. Kaum kann man den Abläufen folgen: so schnell schnappen Mausefallen, kippen Wippen, blasen Ventilatoren, rollen Kugeln. Insgesamt zweieinhalb Minuten dauert es, den Anfangs-Impuls über mehr als 200 Dinge und Stationen weiterzureichen. Ein wachsendes Getöse von pfeifenden Staubsaugern, umfallenden Dosen, ratternden Rädern und platzenden Ballons ist zu hören, das seinen Höhepunkt in zwei LKW-Fanfaren findet.
Den Impuls für dieses spektakuläre Objekt setzten die Initiative Wissenschaft im Dialog (WiD) und die Kindersendung Tigerenten Club des SWR. Im Auftrag realisierte Akki e.V. die Fantasiemaschine mit insgesamt 100 Kindern im Alter zwischen 6 und 14 Jahren an fünf Orten, die sonst wissenschaftlicher Forschung dienen. Den Weg in die Forschungsinstitute ebnete die Initiative WiD, unter deren Dach sich alle führenden Deutschen Wissenschaftsorganisationen versammelt haben. Gastgeber für die Fantasie-Maschinisten wurden Forschungszentren der Helmholtz Gemeinschaft und der Deutschen Forschungsgemeinschaft sowie ein Fraunhoferinstitut. Deren MitarbeiterInnen wurden aktiv in die Betreuung der Kinder eingebunden und standen mit Rat und Tat zur Seite.
Jede Station der Fantasiemaschine ist einzigartig und wurde von 2 Kindern entwickelt und nach eigenen Vorstellungen gestaltet. Viel Einfallsreichtum und Experiment, viel Ausdauer und handwerklich-technisches Geschick, viel Teamgeist und Zusammenarbeit waren notwendig, um das gesamte Werk fertigzustellen. Quader aus gelochtem Winkelprofil, in unterschiedlicher Größe und unterschiedlich kombinierbar, bildeten das Grundgerüst, in das verschiedenste technische Versatzstücke eingebaut wurden. Die vielen, frei wählbaren Bauteile erhielten so einen konstruktiven Rahmen für ihre Funktion, zugleich aber auch einen ästhetischen Rahmen für ihre Präsentation.
Nicht nur bei einer Live-Übertragung des Tigerentenclub, sondern auch als Ausstellungsobjekt beim Wissenschaftsommer 2004 in Stuttgart und 2005 in Berlin und an anderen Ausstellungsorten, war die Fantasiemaschine ein Highlight für die Besucher: zum Rätseln über die technischen Zusammenhänge, zum Staunen über die Größe des bewältigten Vorhabens, zum spannenden Vergnügen über die überraschenden Effekte und kreativen Lösungen.